Am Sonntag, den 11.5.25, begaben sich sechs Mitglieder des AK Schulentwicklung auf den Weg in das 350 km weit entfernte Wutöschingen. Es handelt sich um eine Gemeinde im Landkreis Waldshut in Baden-Württemberg, die man vermutlich nur dann kennt, wenn man sich mit dem Thema Schulentwicklung auseinandersetzt. In diesem Fall aber führt kein Weg an diesem Ort vorbei, da hier die inzwischen über die Landesgrenzen hinaus bekannte Alemannenschule beheimatet ist. Eine Gemeinschaftsschule, die sich – initiiert durch den ehemaligen Schulleiter Stefan Ruppaner – über die letzten Jahre zu einem in vielerlei Hinsicht ganz besonderen Lernort entwickelt hat. Im Netz findet man unzählige Informationen, Berichte, Bilder, Ehrungen und vieles mehr über diese Schule. Deshalb war die Freude riesengroß, als wir erfahren haben, dass wir diesen Ort einmal live erleben dürfen.
Voller Neugierde, Erwartungen und Aufregung haben wir unsere Reise angetreten. Aus geographischer Sicht war es eine Reise an einen der südlichsten Zipfel Deutschlands. Wir staunten nicht schlecht, als wir „Zürich 40 km“ lasen. Es war aber auch eine Reise in eine andere Lernwelt mit einer ganz besonderen Atmosphäre. Da die Eindrücke so vielfältig waren und man jetzt, zwei Tage später, eigentlich immer noch mit dem Verarbeiten, Sortieren und Reflektieren beschäftigt ist, möchten wir nur ein paar Stichworte nennen: architektonisch sehr gut durchdachte, wunderschön gestaltete Lernräume, hohe Selbstverantwortung und Selbstständigkeit der Lernenden, Verschmelzen der Schule mit dem Ort, das bedeutsame Wort „Haltung“, die Schule als Ort des Lernens und des Lebens mit großer Wohlfühlatmosphäre, Schmetterlingspädagogik: selbstorganisiertes Lernen – Lernen durch Erleben, …
Auch kritische Gedanken: Was ist mit Schüler*innen, die nicht so selbstständig sind? Bietet das System wirklich genügend Auffangmöglichkeiten? Auch mit der Gestaltung der Nebenfächer oder der Organisation der Korrekturen konnten sich nicht alle von uns identifizieren. Offen blieb außerdem die Frage nach dem Gemeinschaftsgefühl und der Schüler*innenpartizipation, die an unserer IGS einen hohen Stellenwert haben.
Wir merken also ganz deutlich: die Reise geht mit vielen Inspirationen, wertvollen Gesprächen und Impulsen, alten und neuen Fragestellungen im Gepäck weiter: Was möchten/ können wir an unserer Schule umsetzen? Wie geben wir den Schüler*innen mehr Eigenverantwortung, ohne sie zu überfordern? Wie gehen wir mit dem Spannungsfeld Individualität und Lernen im eigenen Tempo auf der einen Seite und Noten, Abschlüssen, Lehrplan auf der anderen Seite um? Wie bauen wir eine gemeinsame Haltung der Schulgemeinschaft auf, mit der sich alle identifizieren können und die wir gemeinsam leben können?
Wir empfanden die Reise nach Wutöschingen in ihrer Gesamtheit als sehr wertvoll. Der Besuch der Alemannenschule war sicherlich der Höhepunkt, aber auch die gemeinsame Zeit beim Abendessen oder auf der langen Fahrt konnten wir für einen bereichernden Austausch nutzen. Wir freuen uns auf den weiteren Weg!
Magdalena Reinke für den AK Schulentwicklung